Seit 1984 wird jedes Jahr der "Fisch des Jahres" gekürt. Der "Fisch des Jahres" soll auf schädigende Einflüsse des Menschen auf die Lebensräume der jeweiligen Fische hinweisen.
Die Ernennung zum "Fisch des Jahres" erfolgt in enger Abstimmung mit weiteren Partnern wie dem Bundesamt für Naturschutz (BfN), dem Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) und der Gesellschaft für Ichthyologie e.V. (GfI).
Im folgenden Artikel findet ihr mehr Hintergrundinformationen über die Kandidaten zum Fisch des Jahres 2025:
Europäischer Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis)
Der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) ist ein bodenbewohnender Fisch, welcher in Europa und Asien verbreitet ist. Er gehört zur Familie Cobitidae und somit zu den Schmerlenartigen. Mit seinem schlanken Körperbau und der glatten Haut präsentiert er sich als anpassungsfähiger Bewohner verschiedener Gewässertypen. Er erreicht eine maximale Länge von etwa 30 Zentimetern. Charakteristisch für den Schlammpeitzger ist sein unterständiges, zahnloses Maul, welches mit zehn Barteln versehen ist.
Dieser Fisch verbringt die meiste Zeit in schlammigen oder auch organischen-pflanzlichen Sedimenten von Teichen, Flüssen und Gräben. Die Hauptnahrung bilden Insektenlarven und kleinen Weichtieren. Während Trockenperioden und starken Frösten gräbt er sich in den Schlamm ein, um zu überleben. Trotz seiner Anpassungsfähigkeit ist der Schlammpeitzger durch menschliche Aktivitäten gefährdet. Hauptgefährdungsursachen sind das Fehlen flacher, pflanzenreicher Auenlebensräume und deren Erreichbarkeit durch ausreichende Biotopvernetzung innerhalb des Lebensraumes.
Diese Fischart ist in der Roten Liste als gefährdet eingestuft. Daher sind spezielle Schutzmaßnahmen notwendig, um die Bestände zu erhalten und die ökologische Rolle in den aquatischen Ökosystemen zu sichern.
Der Nagelrochen (Raja clavata)
Der Nagelrochen hat eine rautenförmige Körperscheibe mit relativ spitzen Flossenenden und eine breite, zu einer kurzen Spitze zulaufende Schnauze. Die Körperoberfläche ist bedeckt mit rauen Hautzähnen. Jungtiere und Männchen weisen auf der Unterseite an Scheibenrand und Schnauze raue dornige Partien auf, während bei Weibchen die gesamte Unterseite rau ist. Der Schwanz ist in etwa so lang wie der Körper und trägt zwei kleine, voneinander getrennte Rückenflossen. Bei jungen und ausgewachsenen Weibchen verläuft eine Mittelreihe von 30-50 Dornen vom Nacken bis zur ersten Rückenflosse, bei ausgewachsenen Männchen ist diese Reihe im Rumpfbereich unterbrochen. Besonders größere Weibchen haben oft starke, an der Basis verdickte hakenförmige Dornen auf der Ober- und manchmal auch auf der Unterseite. Zwischen den Rückenflossen, die sich fast am Ende des Schwanzes befinden, können bis zu zwei Dornen vorkommen, diese können aber auch fehlen. Die Färbung kann stark variieren, der Schwanz ist aber meist charakteristisch mit abwechselnd dunklen und hellen Streifen versehen. Die Körperoberseite ist braun bis grau mit helleren (gelben) und dunklen Punkten oder Flecken. Die Körperunterseite ist weiß, oft mit einem grauen Rand. Nagelrochen können maximal 15 Jahre alt und bis zu 18 kg schwer werden. Männliche Nagelrochen erreichen eine maximale Länge von 105 cm, weibliche Individuen werden maximal 139 cm groß.
Der Nagelrochen lebt küstennah am Boden in Wassertiefen von 10-600 Metern im Bereich von den flachen inneren Küstengewässern bis hin zum äußeren Kontinentalschelf und zum oberen Kontinentalhang. Nagelrochen führen saisonale Wanderungen durch: im Herbst und Winter wandern sie in tiefer gelegene Offshore-Gebiete und im Frühjahr wandern sie zurück in flachere Gewässer.
Nagelrochen fressen am Boden lebende Krebstiere und Fische. Männliche Tiere dieser eierlegenden Art werden mit 60-77 cm Körperlänge, weibliche Tiere zwischen 60 und 85 cm Körper-länge geschlechtsreif, wobei die Tiere dann zwischen 7 und 8 Jahren alt sind. Die Weibchen legen in den Frühjahrsmonaten je nach Größe vermutlich zwischen 48 und 74 Eikapseln in geringer Tiefe vor allem auf sandigen und schlammigen Böden ab. Die Eikapseln sind eher rechteckig mit spitzen, hornähnlichen Fortsätzen und sind ohne Fortsätze 7-9 cm lang. Die Entwicklungszeit in den Eikapseln dauert 4-5 Monate und die Jungen schlüpfen anschließend mit einer Größe von 10-13 cm. Die Jungtiere halten sich nach dem Schlüpfen in Aufwuchsgebieten in flachen Meeresbereichen auf. Es wurde festgestellt, dass Eikapseln von einem Weibchen in einer Laichsaison von verschiedenen Männchen befruchtet waren.
Der Nagelrochen ist eine nordostatlantische Art, die von Island und Norwegen, um die Britischen Inseln, in der Nordsee und den Übergangsgewässern bis in die westliche Ostsee, entlang der Biskaya, um die Iberische Halbinsel bis nach Marokko sowie im Mittelmeer und im westlichen Schwarzen Meer vorkommt. Nagelrochen sind weiträumig in der Nordsee, im Skagerrak, Kattegat und gelegentlich in der westlichen Ostsee verbreitet.
Der Europäische Aal (Anguilla anguilla)
Jede(r) kennt den Europäischen Aal (Anguilla anguilla). Oder doch nicht? Aale sind besondere Fische. Die transparenten Weideblattlarven (die Form erinnert tatsächlich an die Blätter der Weide) schlüpfen in der Sargasso See vor der Ostküste der USA und treiben mit dem Golfstrom an die Atlantikküsten zwischen Nordafrika und dem Nordkap. Auf dem letzten Stück der Reise entwickeln sie sich in sogenannte Glasaale. Diese sind immer noch transparent, aber die Körperform ähnelt jetzt schon stark den erwachsenen Tieren. Mit Eintritt ins küstennahe Brackwasser und das Süßwasser der einströmenden Flüsse färben sie sich dunkel (Pigmentierung). Während der Aufwuchs- und Fressphase wachsen sie zur vollen Größe heran und Färben sich gelb-grünlich (Gelbaal). Wenn sie nach vielen Jahren die Rückreise in die Sargassosee antreten, ändern sie abermals ihr äußerliches Erscheinungsbild in Anpassung an die Atlantikdurchquerung als sogenannter Blankaal: die kleinen Augen weiten sich, der Rücken wird dunkelgrau und die Bauchseite weiß-silbrig.
Seit 2007 wird der Europäische Aal aufgrund des europaweit eingebrochenen Bestands von der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) als „Critically endangered“ geführt und der internationale Handel ist über das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) geregelt. Die EU hat auf diese Entwicklungen mit dem Erlass der Europäischen Aalverordnung (1100/2007) reagiert. Diese verpflichtet die Mitgliedsstaaten, dem Bestandsrückgang mit verschiedenen Maßnahmen entgegenzuwirken. Durch die eingeleiteten Maßnahmen hat sich der Bestand seit 2011 auf einem niedrigen Niveau stabilisiert. Allerdings muss sehr viel mehr getan werden, damit sich der Bestand auf ein historisches Niveau erholen kann. Das ist aber angesichts des massiven, europaweiten Habitatverlustes durch Gewässerverbauung und -verschmutzung aktuell nur schwer vorstellbar.
Da sich Europäische Aale bisher nicht in Gefangenschaft vermehren lassen, sind sowohl Besatzmaßnahmen als auch die Aal-Aquakultur abhängig von Wildfängen. Durch die große Nachfrage in Asien ist der illegale Handel mit Glasaalen laut Interpol mittlerweile eines der größten Wildtierverbrechen der Gegenwart.
Passen wir also auf unseren Aal. Sonst verschwindet er, wie viele Fischarten vor ihm.
Die Scholle (Pleuronectes platessa)
Die Scholle (Pleuronectes platessa) ist einer der bekanntesten Plattfische unserer Küstengewässer und Meere. Sandige und schlammige Böden sind ihre bevorzugten Lebensräume. Als Jungfische kann die Scholle in der Ostsee oft im Sand des Flachwassers beobachtet werden, wo sie Schutz vor Fressfeinden sucht. Ältere Tiere (ab 2-3 Jahren) leben hingegen in bis zu 200 m Wassertiefe. Vor allem die jüngeren Tiere dringen oft weit in die Flussmündungen vor und nutzen dabei geschickt die Gezeitenströmungen. Bei Flut steigen die Larven in die Wassersäule auf und lassen sich in die Flüsse treiben. Bei Ebbe verstecken sie sich hingegen am Grund, um nicht von der Strömung zurück ins Meer getrieben zu werden.
Die Scholle hat ebenso wie alle sogenannten Plattfische einen äußerst spannenden Lebensweg. Nachdem die Larven im zeitigen Frühjahr aus den Fischeiern geschlüpft sind, ähneln sie äußerlich Rundfischen und haben links und rechts am Körper je ein Auge. Nach zwei bis drei Monaten, je nach Wassertemperatur, orientieren sich die Tiere zum Boden und das linke Auge wandert über den Kopf auf die rechte Körperseite. Wenn diese Metamorphose abgeschlossen ist und beide Augen nebeneinander auf der rechten Körperseite liegen, dreht sich die Scholle auf die linke Körperseite, welche anschließend weiß wird, und lebt fortan als rechtsäugiger Plattfisch am Boden. Dabei kann die Scholle ihre Farbe dem Untergrund anpassen, um sich besser zu tarnen.
Zu erkennen und zu unterscheiden ist die Scholle von anderen ähnlichen Plattfischen unter anderem an ihrer rot-gelben Fleckenzeichnung auf der rechten Körperseite. In Deutschland und anderen nordischen Ländern ist die Scholle mit einem jährlichen Fang von über 100.000 Tonnen einer der beliebtesten Speisefische. Im Frühjahr als „Maischolle“ in der Gastronomie erhältlich, sind die Tiere etwa 3-4 Jahre alt. Im Durchschnitt werden Schollen 20 Jahre alt und sind dann 50 bis 70 cm groß. Gelegentlich wurden aber auch Tiere von knapp einem Meter Länge und 7 Kilogramm Gewicht gefangen, die dann nachweislich bis zu 50 Jahre alt waren.
In Bezug auf ein über die Jahre verbessertes Fischereimanagement kann die Scholle als Erfolg gewertet werden. Nachdem in den 1980er und 1990er Jahren die Fangmengen bei vielen lokalen Beständen deutlich zu hoch waren und die Bestände kontinuierlich zurückgingen, wurde die erlaubte Fangquote durch die EU reduziert und der Zustand der meisten Schollenbestände gilt heute als stabil. Allerdings wird die kommerzielle Fischerei auf Plattfische fortlaufend mit sogenannten Baumkurren durchgeführt, einer Fischereiform, die den Meeresboden stark belastet und viele andere, nicht zum Fang beabsichtigte bodenlebende Meerestiere mit fängt - der sogenannte Beifang. Obwohl dieser oftmals ins Meer zurückgegeben wird, überlebt ein erheblicher Teil des Beifangs nicht.