Im Rahmen des Deutschen Fischereitages vom 02-04.11.2021 in Emden fordert der DAFV die Politik und Verwaltungen auf, den Wert des Angelns für die Menschen in Deutschland, die Hege und Pflege unserer Kulturlandschaft und den Erhalt der Fischbestände zu erkennen und entsprechende Rahmenbedingungen für die Zukunft zu schaffen.
Die gesamte Fischerei in Deutschland unterliegt seit vielen Jahren einem strukturellen Wandel. Während die Berufsfischerei immer weiter abnimmt, hat die Freizeitfischerei insbesondere in der Zeit des Corona Lockdown einen regelrechten Boom erfahren. Angelvereine und -verbände haben nach Jahren der Stagnation deutliche Zuwachsraten zu verzeichnen.
Die Angelfischerei ist schon lange keine Randerscheinung mehr und hat Einzug in die Mitte der Gesellschaft gehalten. In Deutschland gingen im Jahr 2020 insgesamt 6,57 Mio. Menschen mindestens einmal im Jahr der Angelfischerei nach. Diese Hochrechnung bezieht sich auf 70,64 Mio. Menschen mit einem Alter über 14 Jahren. Das entspricht einer Beteilung zur Angelfischerei in Deutschland von 9,3% (Statista 2020). Auch die wirtschaftliche Bedeutung nimmt einen immer höheren Stellenwert ein. Der ökonomische Gesamtnutzen der Angelfischerei für die Gesellschaft in Deutschland beläuft sich auf circa 6,4 Milliarden € jährlich und schafft dabei circa 52.000 Arbeitsplätze (Arlinghaus 2004).
So fangen sich immer mehr deutsche ihre Fische selbst. Der Fang von Fischen aus Seen und Flüssen wurde 2019 auf 17.200 t geschätzt, wobei davon circa 15.000 t durch die Angelfischerei gefangen wurden. Auch wenn der größte Teil der Fische hierzulande importiert wird (136.000 t), liegt der Eigenversorgungsgrad an Süßwasserfisch in Deutschland aktuell bei 13%.
2019 wurde das Fischereirecht auf einer Wasserfläche von etwa 272.000 ha durch Angelvereine oder Angelverbände bewirtschaftet. Aufgrund der Tatsache das Erwerbsfischer für den Großteil der von ihnen befischten Gewässer ebenfalls Fischereierlaubnisscheine zur Angelfischerei ausgeben, kann von insgesamt 450.000 ha angelfischereilich genutzter Gewässerfläche ausgegangen werden. Das entspricht fast der doppelten Fläche des Saarlandes.
„Ein selbstgefangener Fisch erfüllt dabei alle Kriterien an den modernen Zeitgeist: Er ist frisch, regional, nachhaltig erzeugt, klimaschonend und wächst artgerecht auf. Angeln gilt dabei als die schonendste Methode, Fische zu fangen, da durch die richtige Auswahl von Angelstelle, Angelmethode und Köder im höchsten Maße selektiv gefischt werden kann. Die Gefahr einer Überfischung ist gering. Seltene Fische gehen auch selten an die Angel. Dazu achten Angler mit Schonbestimmungen wie Schonzeiten und Mindestmaßen auf den Erhalt der Bestände und die biologische Vielfalt in unseren Gewässern.“, so Klaus-Dieter Mau, Präsident des Deutschen Angelfischerverbandes (DAFV). Dazu setzt sich der DAFV für die Verwertung auch weniger bekannter Fischarten ein: „Wir bieten derzeit Rezepte, Kochkurse und Verkostungen auf Veranstaltungen an, um den Menschen das alte Wissen zurückzugeben und zu zeigen, wie gut unsere heimischen Fische schmecken. Wer einen Fisch selbst gefangen hat, hat einen ganz anderen Bezug zu dem, was auf seinem Teller liegt und weist diesem auch eine unvergleichliche Wertschätzung zu. In Zeiten, in denen Kühe lila und Fische eckig sind, haben Kinder und Jugendliche über das Angeln die Möglichkeit, realistische Vorstellungen über die Gewinnung von Nahrungsmitteln und deren Lebensraum zu erlangen.“, so Mau.
Es gibt viele gute Gründe, warum Angeln für Deutschland zeitgemäß, nachhaltig und gesellschaftlich sowie volkswirtschaftlich bedeutsam ist. Viele Länder haben das schon lange erkannt und fördern den Tourismus von Anglern, als sogenannte „high value – low impact“ Aktivität. Wir ermutigen die Politik und Verwaltungen den Wert des Angelns für die Menschen in Deutschland, die Hege und Pflege unserer Kulturlandschaft und den Erhalt der Fischbestände zu erkennen und entsprechende Rahmenbedingungen für die Zukunft zu schaffen.