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Der Wissenschaftler Tatsuhiko Maeda von der Universität Tokyo mit einem großen Marmorata Aal auf Amami Island, Japan. © Tatsuhiko Maeda
Der Wissenschaftler Tatsuhiko Maeda von der Universität Tokyo mit einem großen Marmorata Aal auf Amami Island, Japan. © Tatsuhiko Maeda

Nach zwei erfolgreichen internationalen Aal Symposien in Europa in den Jahren 2017 and 2024, haben japanische Wissenschaftler 2025 auf die Insel Amami im Süden Japans eingeladen. Beim 1st Asian International Eel Symposium haben knapp 60 Wissenschaftler aus 12 Ländern ihre aktuelle Forschung vorgestellt. Im Mittelpunkt standen auf Amami Island (sub-)tropische Aal-Arten und der Antrag der Europäischen Union und Honduras auf die Listung aller Aal-Arten in Anhang II des Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES).

Die Teilnehmer des 1st Asia International Eel Symposium auf Amami, Japan in September 2025. © Hikaru Itakura (2025)

Die Teilnehmer des 1st Asia International Eel Symposium auf Amami, Japan. © Hikaru Itakura (2025)

Zweiteres war für den DAFV auch der Anlass mit einem Vortrag an diesem Symposium teilzunehmen. Zum einen ist es aus Sicht des DAFV wichtig, im Vorfeld einer Neuregelung des Aalhandels unter CITES, die potenziellen Folgewirkungen für Artenschutz und Nutzung zu analysieren und abzuwägen. Zum anderen kann eine erfolgreiche Umsetzung einer solchen Änderung nur in enger Kooperation und im Austausch mit asiatischen Ländern funktionieren. Mit Japan, als dem größten Konsumenten von Aalprodukten weltweit, war dies genau der richtige Ort und Rahmen, um diesen Dialog zu führen. In den vergangenen Monaten hat sich unser Mitarbeiter Florian Stein intensiv mit der Thematik beschäftigt und mit Kollegen aus den Niederlanden, Großbritannien und Hong Kong einen Mini-Aufsatz veröffentlicht (Stein et al, 2025a). Ein zweiter Aufsatz zum selben Thema befindet sich gerade in Begutachtung und wird voraussichtlich zeitnah erscheinen (Stein et al, in review).

Mögliche Änderungen im Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) und potenzielle Folgewirkungen

Die beiden Aufsätze von Stein und seinen Co-Autoren (2025a,b) befassen sich mit dem internationalen Handel von Aalen der Gattung Anguilla und den möglichen Auswirkungen einer neuen CITES-Regelung. Der Vorschlag der Europäischen Union und Honduras, alle Anguilla-Arten in Anhang II aufzunehmen (CITES, 2025a), soll den Handel transparenter und nachhaltiger machen. Der Europäische Aal (Anguilla anguilla) ist bereits in Anhang II gelistet, und eine Hochstufung in Anhang I, wie es noch Anfang 2025 diskutiert wurde, wurde nicht beantragt.

1st Asian International Eel Symposium

Da sich die Jungfische (Glasaale) der Gattung Anguilla sowie die verarbeiteten Filets sehr stark ähneln, ist eine Unterscheidung nur durch DNA-Tests möglich, wodurch die Kontrolle erschwert wird. Der globale Handel mit Glasaalen ist komplex und umfasst legale sowie illegale Ströme, insbesondere in die asiatische Aquakultur. Einige Länder wie Japan und China lehnen den Vorschlag, alle Aale in Anhang II zu listen, ab und verweisen auf die wirtschaftliche Bedeutung und guten Bestandszustand des Japanischen Aals. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) sieht die Voraussetzungen für die Listung als nicht erfüllt und lehnt die Änderungen ab (FAO, 2025), während das CITES-Sekretariat die Kriterien für eine Listung aller Aal-Arten als erfüllt ansieht (CITES, 2025b). Die Listung des Europäischen Aals ab 2010 führte zu unerwarteten Folgen wie verstärktem Schmuggel von Europa nach Asien (siehe auch Stein et al, 2024). Die Autoren plädieren für eine sorgfältige Bewertung der potenziellen Folgewirkungen und eine stärkere, internationale Zusammenarbeit, um den Schutz aller Anguilla-Arten zu verbessern (Stein et al, 2025a,b).

Wie zu erwarten, standen die anwesenden Vertreter der staatlichen Forschungseinrichtungen aus China und Japan dem Antrag sehr skeptisch gegenüber. Aus ihrer Sicht wird der Japanische Aal (Anguilla japonica) durch regionale Managementvereinbarungen gegenwärtig gut geschützt. Es wurde aber auch ganz offen damit umgegangen, welche überragende, ökonomische Bedeutung die Aal-Aquakultur für einige asiatische Länder hat. Laut eines Kollegen des East China Fisheries Research Institute beschäftigt alleine die chinesische Aal-Aquakultur rund 300.000 Mitarbeiter. Kollegen von akademischen Einrichtungen in Japan und Taiwan bewerten die Situation allerdings ganz anders. Laut deren Bestandsabschätzungen befindet sich der Bestand des Japanischen Aals weiter im besorgniserregenden Abwärtstrend (Kaifu et al, 2025).

Eine Entscheidung über den Antrag alle Anguilla-Aale in Anhang II des Washingtoner Artenschutzabkommens zu listen, fällt während der kommenden CITES Konferenz zwischen dem 24. November und 5. Dezember 2025 in Sarmarqand, Usbekistan.

Anguilla marmorata - der König der Tropen

Der marmorierte Aal (Anguilla marmorata) ist die am weitesten verbreitete Art der subtropisch-tropischen Arten. Sein Verbreitungsgebiet reicht von Ostafrika im Westen bis zu den den Fidji Inseln im Osten und von Indonesien im Süden Südostasiens bis zu den japanischen Ōsumi-Inseln im Norden. Aufgrund der Verbreitung und der imposanten Erscheinung wurde er von einem Symposiums-Teilnehmer passend als „König der tropischen Aale“ bezeichnet.

Der überwiegende Teil der 19 Aal-Arten und Unterarten leben in tropischen und subtropischen Gebieten der Erde. Die Forschung hat in der Vergangenheit aber ganz überwiegend auf die drei temperierten Arten auf der Nordhalbkugel konzentriert: den Japanischen Aal (Anguilla japonica), den Amerikanischen Aal (Anguilla rostrata) und den Europäischen Aal (Anguilla anguilla). Von den tropischen Arten stand auf Amami ganz klar Anguilla marmorata im Mittelpunkt. Wer sich den Aal mal genauer anschaut, der wird schnell feststellen, woher der Name stammt. Der Großteil der Körperoberfläche ist wunderschön marmoriert (siehe Fotos).

Gut getarnt. Ein Anguilla marmorata mit der namensgebenden Zeichnung auf dem Rücken. © Joshua Choo (2025), Amami Island, Japan

Gut getarnt. Ein Anguilla marmorata mit der namensgebenden Zeichnung auf dem Rücken, Amami Island, Japan. © Joshua Choo  (2025)

Das Vortragsprogramm des Symposiums war in fünf Abschnitte unterteilt:

  1. Ökologie: Flussphase
  2. Ökologie: Meeresphase
  3. Biogeografische Verbreitung und Evolution
  4. Naturschutz und angewandte Ökologie
  5. Handel, Management und Naturschutzpolitik

Die 30 Vorträge waren extrem vielfältig und spannend, aber natürlich hatte jede Session ihre Höhepunkte. Yuha Hasegawa von der Universität in Nagasaki konnte über Röntgen-Videoaufnahmen detailliert nachweisen, wie bereits verschluckte Glasaale mit dem Schwanz voran aus dem Magen der Fische und anschließend durch die Kiemen ihren Fressfeinden entkommen können. Tasuhiko Maeda von der Universität Tokio stellte eine nicht-tödliche Methode zur Analyse der Mageninhalts von Marmorata Aalen vor. Und Mukhlis Kamal von der Landwirtschaftlichen Universität in Bogor, Indonesien hat in seinem Keynote Vortrag von den Schutzmaßnahmen in Indonesien berichtet. Ein Raunen ging durchs Publikum, als er Videomaterial von Flüssen an der Südküste Javas zeigte, wo das Glasaalaufkommen noch so groß ist, dass sie zur Beprobung mit der nackten Hand aus dem Fluss geschöpft werden können. Bei der künstlichen Reproduktion des japanischen Aals ist die Japanische Fischereiforschungsstelle mittlerweile so weit, dass auch Kreuzungsexperimente mit dem Marmorata Aal durchgeführt werden. In der fünften Session ging es dann vorranging um Handel, Management und Schutzpolitik. In fünf der sieben Vorträge wurden aktuelle Probleme bei der Zurückverfolgbarkeit von Aalprodukten und den zum Teil illegalen, globalen Handel von Glasaalen in Zusammenhang mit dem Antrag für die Änderung der CITES-Listung, diskutiert.

Ergänzt wurde das Vortragsprogramm durch Exkursionen. Bei der Elektrofischen-Exkursion in einem der zahlreichen kurzen Flüsse der bergigen Insel konnten einige Exemplare von Anguilla marmorata gefangen werden.

Teilnehmer des Symposiums beim Elektrofischen © Hikaru Itakura (2025), Amami Island, Japan

Teilnehmer des Symposiums beim Elektrofischen, Amami Island, Japan. © Hikaru Itakura (2025)

Zwei Teilnehmer aus Neuseeland und  Japan mit einem Marmorata Aal @Hikaru Itakura (2025), Amami Island, Japan

Zwei Teilnehmer aus Neuseeland und Japan mit einem Marmorata Aal, Amami Island, Japan. @Hikaru Itakura (2025)

Ausdrücklich bedanken möchten wir uns bei der European Anglers Alliance (EAA) für die Co-Finanzierung der Teilnahme am Symposium in Japan.

Literatur

CITES (2025a). Proposal to include Anguilla japonica and Anguilla rostrata in CITES Appendix II, in accordance with Article II, Paragraph 2 (a) of the Convention and Criterion B of Annex 2a, and to include all non-CITES species of the genus Anguilla in CITES Appendix II in accordance with Article II, Paragraph 2 (b) of the Convention and satisfying Criterion A of Annex 2b of Resolution Conf. 9.24 (Rev. CoP17) for reasons of similarity to A. anguilla, or to one of the proposed species (Anguilla japonica and Anguilla rostrata) in live/processed form. CoP20 Pro. 35. Retrieved from https://cites.org/sites/default/files/documents/COP/20/prop/E-CoP20-Prop-35.pdf

CITES (2025b). Notification to the Parties No. 2025/102. Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora. Retrieved from https://cites.org/sites/default/files/notifications/E-Notif-2025-102.pdf

FAO (2025). Report of the Eighth FAO Expert Advisory Panel for the Assessment of Proposals to Amend Appendices I and II of CITES Concerning Commercially-Exploited Aquatic Species – Bangkok, 7–11 July 2025 and Rome, 21–25 July 2025. FAO Fisheries and Aquaculture Report, No. 1482. Rome. Retrieved from https://doi.org/10.4060/cd6542en

Kaifu K, Itakura H, Kotani T, Shinoda A, Han YS, Yoshinaga T & Wakiya R (2025). A decade after being listed as Endangered: Japanese eel stock inferred from fishery-dependent and independent monitoring records. Regional Studies in Marine Science, 104456.

Stein FM, Nijman V, Lau MCW, Dekker W (2025a). Eels: Uncertain impacts of proposed CITES-listings. Oryx, 59(1): 12-13. doi: 10.1017/S0030605325000018

Stein FM, Nijman V, Lau MCW & Dekker W (in Begutachtung). Inclusion of all Anguilla eel species in CITES Appendix II will support their sustainable management across the globe.

Stein FM, Troneci A, Jesus J, Alfaro Moreno JA (2024). Europe's biggest wildlife crime: Eight years of coordinated actions against eel trafficking. Trends in Organized Crime, 27: 496-502. doi: 10.1007/s12117-024-09540-6

 

Deutscher Angelfischerverband e.V. (DAFV)

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