Nach langen Verhandlungen haben sich die Fischereiminister der EU-Staaten am 28. Oktober 2025 auf einen Kompromiss bezüglich der Fangmöglichkeiten in der Ostsee für 2026, geeinigt. Für Angelfischer besteht weiterhin die Möglichkeit, einen Lachs (Salmo salar) mit abgeschnittener Fettflosse pro Tag zu entnehmen. Diesen Fischen wurde die Fettflosse vor dem Besatz entfernt. Alle Wildlachse müssen schonen zurückgesetzt werden. Das Entnahmeverbot für Dorsch (Gadus gadus) bleibt bestehen.
Lachs
Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) hatte am 28. Mai 2025 seine Fangempfehlung für den Atlantischen Lachs (Salmo salar) in der Ostsee (SDs 22-31) für das Jahr 2026 veröffentlicht. Das Gutachten des ICES enthält Vorschläge für Maßnahmen zur Stärkung und zum Schutz schwacher Lachsbestände in einigen wenigen Flüssen durch Schließung der Befischung auf den gemischten Bestand, sowohl für die Freizeit- als auch für die kommerzielle Fischerei im Hauptbecken. Küstenfischerei ist nur in der Ålandsee und im Bottnischen Meerbusen (nördlich von 59,30 N) während der Laichwanderung (Anfang Mai bis Ende August) möglich. Die empfohlene Gesamtmenge wird dort von 40.000 Lachse (ICES-Gutachten für 2024[ii]) auf 30.000 Lachse abgesenkt.
Die Europäische Kommission folgte der ICES-Empfehlung und empfahl ebenfalls, die Angelfischerei auf Lachs komplett einzustellen. In ihrem Kompromiss einigten sich die Fischereiminister aber darauf, die Regelung für das Jahr 2025 auch 2026 fortzuführen („rollover“).
Dorsch
Für den Dorsch in der westlichen Ostsee (SD 22-24) bleibt es bei einer Beifang-Quote von 266 Tonnen für die Berufsfischerei. Die EU-Kommission hatte eine Reduzierung auf 42 Tonnen vorgeschlagen. Das Entnahmeverbot für die Angelfischerei bleibt bestehen.
Weitere Fangvorgaben für die Ostsee in 2026
Zu den Fangvorgaben für die deutsche Fischerei hat das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) einen gesonderte Pressemitteilung herausgegeben. Danach bleiben die Bedingungen stabil ohne weitere Einschränkungen im Jahr 2026 – die gezielte (Berufs-)Fischerei auf die für Deutschland wichtigsten Bestände Dorsch und Hering in der westlichen Ostsee bleibt weiterhin grundsätzlich geschlossen.
Anlass zur Hoffnung gibt es weiterhin beim westlichen Hering: Anzeichen für eine Bestandserholung der letzten Jahre setzen sich fort. Deutschland hatte sich daher in schwierigen Verhandlungen erfolgreich dafür eingesetzt, dass die kleine Küstenfischerei weiter westlichen Hering in begrenztem Rahmen mit passiven Fanggeräten, wie Stellnetzen und Reusen, gezielt fangen kann. Beim Dorsch muss die Schließung der gezielten Fischerei und der Freizeitfischerei fortgeführt werden – eine Erholung der Bestände ist weiterhin nicht in Sicht. Deutschland konnte aber – entgegen einem ursprünglichen Kürzungsvorschlag der EU-Kommission – eine Fortschreibung der bislang geltenden Beifangmengen für Dorsch erreichen. So wird gewährleistet, dass die Fischerei auf Plattfische wie Scholle, bei der Dorsch oft Beifang ist, weiterhin ohne Einschränkungen möglich ist. Zudem hat sich der Rat auf eine Fortführung der Regelungen für die Freizeitfischerei auf Lachs im bisherigen Umfang geeinigt – auch künftig dürfen Angler ein Besatzlachs pro Tag fischen.
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EU-Gesamtfangmenge 2025 |
Deutsche Quote 2025 |
EU-Gesamtfangmenge 2026 |
Deutsche Quote 2026 |
Anpassung |
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in Tonnen |
in Prozent |
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Hering westliche Ostsee |
(grds. nur Beifang) |
788 |
435 |
788 |
435 |
+/-0 % |
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Dorsch westliche Ostsee |
(nur Beifang) |
266 |
57 |
266 |
57 |
+/- 0 % |
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Dorsch östliche Ostsee |
(nur Beifang) |
430 |
39 |
430 |
39 |
+/- 0 % |
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Scholle |
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11.313 |
900 |
10.973 |
873 |
-3% |
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Sprotte |
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139.500 |
8.718 |
201.975 |
12.622 |
45% |
Quelle: Pressemitteilung des BMLEH vom 28. Oktober 2025
Wir begrüßen, dass die EU-Fischereiminister auch für 2026 eine maßvolle Nutzung der Lachsbestände durch Angler ermöglichen. Die Entnahme eines markierten Besatzlachses pro Tag bleibt weiterhin erlaubt – das ist ein wichtiges Signal. Gleichzeitig ist das fortbestehende Entnahmeverbot für Dorsch für uns schmerzlich, aber aus Sicht des Schutzes dieses weiterhin kritischen Bestandes nachvollziehbar. Wir erwarten jedoch, dass die Politik den Wiederaufbau des Dorsches mit deutlich mehr Engagement vorantreibt und Perspektiven für die Angelfischerei schafft.
Der DAFV wird sich auch weiterhin dafür einsetzen, dass wissenschaftsbasierte Entscheidungen getroffen werden, die Natur- und Nutzerinteressen in Einklang bringen – für eine lebendige Ostsee und eine starke, nachhaltige Angelfischerei.
